"Was Männer Nie Gefragt Werden. Ich Frage Trotzdem Mal" von Fränzi Kühne

Worum geht’s?
Fränzi Kühne ist eine „Karrierefrau“ – sie hat eine Digitalagentur gegründet und wurde Deutschlands jüngste Aufsichtsrätin. Doch in Interviews wird sie oft auf ihre Rolle als Mutter, auf ihre Kleiderwahl und auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf angesprochen, statt auf ihre eigentliche Tätigkeit. Und wieso? Weil sie eine Frau ist. In diesem Buch dreht Kühne den Spieß um und stellt erfolgreichen Männern genau diese Fragen.
“Von Männern lässt man sich die Welt erklären, Frauen dagegen müssen beweisen, dass sie die Welt verstanden haben.” ('Was Männer Nie Gefragt Werden' - Fränzi Kühne)
Gelesen auf: Deutsch
Nase zwischen den Seiten: 7 Abende
Seitenanzahl: 240
Preis: 14,00€ (D)
Erschienen im Mai 2021 bei FISCHER Taschenbuch
ISBN: 978-3596705825
Tipps & Tits
Mein Tipp: Ein Handy bereithalten und die Männer, mit denen Fränzi Kühne gesprochen hat, googeln. Kühne beschreibt zwar nach und nach den Werdegang jeder Person, aber ein Bild vor Augen hilft (zumindest mir), den Überblick zu behalten.
Boobscore: 4 von 5 Boobs ( • ) ( • ) ( • ) ( • )
Fränzi Kühne schafft es nicht nur, unterhaltsam über die Interviews zu schreiben, sondern kommentiert die Antworten auch noch auf höchst interessante und sympathische Art. Sie deckt Missstände auf, selbstverständlich vor allem im Bereich „Frauen* in der Berufswelt“ und belegt all ihre Aussagen mit Studien, Artikeln oder Gesetzen. Außerdem gibt sie immer auch einen Einblick in ihre persönlichen Erfahrungen und hat stets einen kritischen Blick auf sich selbst und auf ihre Vorschläge. Thematisiert werden unter anderem die Frauenquote, Kleidung, die Vorbildfunktion und wie der Alltag von „Karrieremenschen“ (insbesondere mit Kindern) gemeistert wird.
Literarisches Feuerwerk?
Fränzi Kühne ist keine literarische Schriftstellerin – und das merkt man an der ein oder anderen Stelle. Das Buch wirkt eher wie eine Mischung aus Erfahrungsbericht, Interview bzw. Reportage und wissenschaftlicher Arbeit. Das ist aber auch gut so, denn das Buch soll in erster Linie die ungleichen Verhältnisse zwischen Männern* und Frauen* in der Arbeitswelt offenlegen, Kühnes Erfahrungen zeigen und zum Nachdenken anregen. Und das schafft es auf jeden Fall.
Stoff zum Nachdenken
Noch immer gibt es ein Ungleichgewicht zwischen Männern* und Frauen*. Sowohl was die Zahlen in bestimmten Berufen angeht, als auch der Umgang mit ihnen. Fränzi Kühne macht dies in ihrem Buch mehr als deutlich. Das als Grundthema des Buches regt selbstverständlich zum Nachdenken über unsere Gesellschaft an. Außerdem kann man*, je nachdem in welcher beruflichen Situation man* sich befindet, auch darüber nachdenken, wie man* selbst auf die Fragen geantwortet hätte.
Bestes Geburtstagsgeschenk für …
… Journalist*innen. Es kann nicht schaden, diejenigen, die in Interviews normalerweise die Fragen stellen, zu sensibilisieren.
Oder:
… Menschen in Führungspositionen. Kühne bietet Vorschläge und Inspiration für moderne und gerechte Ansätze. Wenn diejenigen, die “am Hebel sitzen” zum Nachdenken motiviert werden können und einen Einblick in die Probleme bekommen, ist ein großer Schritt getan.
Happy Hour
Kaffee, Kaffee, Kaffee. Es geht um Business, um Erfolgsgeschichten, um Büros, Arbeitstiere. Ich selbst trinke zwar keinen Kaffee, aber in meiner Fantasie entspricht dieses Getränk der Karrierewelt 😉
Zu dieser Lebenslage passt das Buch
Eine Eingrenzung auf eine bestimmte Lebenslage fällt schwer: Das Buch kann wunderbar während der eigenen Berufsfindung gelesen werden, aber auch später. Das Thema ist (leider) immer aktuell und in (fast) jedem Beruf, auf jeder hierarchischen Ebene, ist es wertvoll, sich damit zu beschäftigen.
A little Bio never killed nobody
Fränzi Kühne wurde 1983 in Berlin geboren. Sie begann, Jura zu studieren, brach das Studium jedoch im Jahr 2008 ab, um gemeinsam mit zwei Kollegen die Digitalagentur Torben, Lucie und die gelbe Gefahr GmbH (TLGG) zu gründen. Inzwischen wurde das Unternehmen verkauft. 2016 wurde Kühne in den Aufsichtsrat der Freenet AG gewählt und war somit die jüngste deutsche Aufsichtsrätin in einem börsennotierten Unternehmen. Seit 2018 ist sie im Stiftungsrat der AllBright Stiftung, die sich dem Thema “Frauen in Führungsgremien” widmet.
Dieser Beitrag ist von unserer Gastbloggerin Marieke. Das sagt Marieke über sich:
Ich bin ein Bücherei-Kind. Als ich jünger war, habe ich die komplette Kinder- und Jugendabteilung unserer kleinen Dorfbücherei verschlungen. Vor allem Fantasy-Bücher hatten es mir damals angetan. Heute lese ich querbeet. Ich leihe übrigens immer noch lieber aus, statt zu kaufen. Das ist nachhaltig, günstig – und die Vorstellung, mit den anderen Menschen, die das Buch vor mir gelesen haben, irgendwie verbunden zu sein, finde ich toll. Trotz meiner Liebe zum Lesen und Schreiben entschied ich mich für ein gesundheitswissenschaftliches Studium. Mein Herz schlägt aber vor allem für Literatur, Theater und Kunst. Mittlerweile mache ich ein redaktionelles Volontariat im Print- und Onlinejournalismus. Seit Juli 2021 produziere ich außerdem den Podcast “Ein Buch für…”, in dem ich mit Künstler*innen über Literatur spreche.
Mehr erfahrt ihr auf meiner Website: www.marieke-fiala.de. Marieke hat schon öfter eine tolle Rezension für Boob Books geschrieben. Lest z. B. ihre Rezension zu Tove Ditlevsens "Kindheit".
