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"The Education of an Idealist - A Memoir" von Samantha Power


Worum geht’s?

The Education of an Idealist ist die Autobiografie der ehemaligen US-amerikanischen UN-Botschafterin zu Zeiten der Obama-Regierung, Samantha Power. Das Buch beginnt mit ihrer frühen Kindheit in Irland und ihrer Beziehung zu ihrem stark Alkohol trinkenden Vater. Als sie neun Jahre alt ist, wandern sie, ihre Mutter und ihr Bruder in die USA aus. Nach dem Schulabschluss fängt sie an, sich für die US-amerikanische Außenpolitik zu interessieren. Schnell merkt sie, dass sie eine aktive Rolle übernehmen möchte, um Menschen zu helfen, die sich gegen repressive Regierungen erheben. Sie beginnt daher zunächst eine Karriere als Kriegsjournalistin und berichtet u. a. über den Massenmord an bosnischen Muslimen durch Serben Mitte der 1990er Jahre. Anschließend studiert sie Jura, schreibt das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Buch A Problem From Hell: America in the Age of Genocide und arbeitet später als außenpolitische Beraterin unter US-Präsident Barack Obama, bevor sie letztendlich UN-Botschafterin in New York wird.


Angesichts dieses Werdegangs ist von Anfang an klar: Diese Frau ist extrem beeindruckend! Eigentlich könnte man aufgrund des Titels des Buches denken, dass Power im Laufe ihrer Karriere hinsichtlich ihrer idealistischen Vorstellungen eines Besseren belehrt wurde. Das stimmt aber nur bedingt. Denn letztendlich vermittelt das Buch dem Leser*in den Eindruck, dass die Autorin trotz ihrer teilweise ernüchternden und frustrierenden Erlebnisse als politische Beraterin und Diplomatin auch weiterhin durch und durch Idealistin geblieben ist. Gleichzeitig macht sie aber klar, dass auch wenn die perfekte Lösung für einen außenpolitischen Konflikt nicht erreichbar ist, jede kleinste Veränderung der Situation zum Positiven dennoch besser als nichts ist. Sie teilt insofern das im Buch zitierte Motto von Barack Obama: „Better is good, and better is actually a lot harder than worse“.


The road to hell is paved with good intentions, to be sure. But turning a blind eye to the toughest problems in the world is a guaranteed shortcut to the same destination.” (Samantha Power - "The Education of an Idealist")

Gelesen auf: Englisch

Nase zwischen den Seiten: 10 Abende

Seitenanzahl: 592

Preis: 12,99€ (D)

Erschienen im September 2019 bei Dey Street Books

ISBN: 978-0062820693


Tipps & Tits

Falls ihr erstmal schauen wollt, ob euch das Thema der US-amerikanischen Außenpolitik bzw. die Person Samantha Power interessiert, kann ich nur wärmstens die Doku The final year empfehlen. Der Film behandelt die Außenpolitik der Obama-Regierung in ihrem letzten Amtsjahr und begleitet dabei u. a. auch Samantha Power in ihrer Tätigkeit als UN-Botschafterin. Dabei zeigt die Dokumentation insbesondere auch einige der Erlebnisse, die Power in ihrem Buch schildert. Buch und Film sind dadurch gerade in der Zusammenschau interessant, da man auf diese Weise sowohl Powers Auftreten nach außen als auch ihre eigentliche innere Gefühlslage während dieser Momente vermittelt bekommt. Ich persönlich habe mir auch erst den Film angesehen und war dann so von Power beeindruckt, dass ich auch ihr Buch lesen wollte.


Boobscore: 4 von 5 Boobs ( • ) ( • ) ( • ) ( • )

Das Buch wurde nicht ohne Grund von Kritiker*innen als eines der besten Bücher des Jahres 2019 gefeiert! Gerade die Geschichten über Powers Zeit als UN-Botschafterin sind einfach super interessant und bieten einen seltenen Einblick hinter die Kulissen der täglichen Arbeit einer Diplomatin. Das Buch ist dabei aber zu keinem Zeitpunkt bloß ein dröges Politik-Sachbuch. Vielmehr ist Powers Erzählstil sehr persönlich. Sie berichtet nicht nur aus ihrer beruflichen Karriere, sondern teilt auch viele Erlebnisse aus ihrem Privatleben. Dabei sind insbesondere ihre Erinnerungen an ihren Vater und die Schuld, die sie empfindet, weil sie ihn als Kind zusammen mit ihrer Mutter verlassen hat, besonders schmerzhaft. Gleichzeitig enthält das Buch aber auch amüsante Passagen wie z. B. die Geschichte, als ihre Fruchtblase mitten während einer hitzigen Diskussion mit Präsident Obama platzt, oder auch ihre liebevollen Anekdoten über ihre Kinder und ihren Ehemann. Power kommt dabei insgesamt als empathische Person rüber, die auf der einen Seite angesichts der Gräuel auf dieser Welt nicht tatenlos zusehen kann, auf der anderen Seite aber ihr eigenes Handeln auch immer wieder kritisch hinterfragt.


Wäre Boob Books ein politischer Literaturblog oder ein reiner Biographien-Buchblog, würde ich dem Buch definitiv 5 von 5 Boobs geben. Hier ist aber ganz klar: The Education of an Idealist hat Feminismus nicht als Hauptthema. Vielmehr kommen Themen wie gender equality nur an vereinzelten Stellen zur Sprache. Aus meiner Sicht ist das Buch aber allein schon deswegen lesenswert, weil es von einer weiblichen Diplomatin in der weiterhin größtenteils von Männern dominierten UN handelt. Aus diesem Grund – und weil Samantha Power einfach bad-ass ist – gibt’s 4 von 5 Boobs.


Literarisches Feuerwerk?

Sprachlich gesehen ist das Buch kein literarisches Meisterwerk – muss es als Biografie aber auch nicht. Es ist flüssig geschrieben und dabei trotz der teilweisen heavy Themen gut lesbar.


Stoff zum Nachdenken

So so viel! Da Powers Zeit als UN-Botschafterin noch gar nicht so lange zurückliegt, behandelt das Buch viele zeitgeschichtliche Ereignisse, die auch heute noch Auswirkungen auf uns haben. Beispielsweise erzählt sie, wie innenpolitische Querelen zwischen den Republikanern und den Demokraten letztendlich dazu geführt haben, dass die Obama-Regierung damals nicht stärker in den Syrienkrieg eingegriffen hat. Die Frustration von Power ist an dieser Stelle deutlich zu spüren. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir außerdem das Kapitel, in dem sie Gespräche wiedergibt, die sie mit UN-Botschafter*innen aus kleinen Inselstaaten über den Klimawandel hatte. Die Verzweiflung und die Machtlosigkeit, die diese Menschen empfinden, weil ihr zu Hause aufgrund des Handelns der großen Industriestaaten der Welt immer mehr im Meer versinkt, bleibt hängen und geht einem noch lange nach. Und natürlich kommt man auch nicht umhin, die Parallelen und Unterschiede zwischen der im Buch beschriebenen Ebola-Epidemie und der aktuellen Pandemie zu sehen.


Bestes Geburtstagsgeschenk für …

… alle diejenigen unter uns, die sich für Frauen* in der Politik und generell für die größeren Zusammenhänge in der Weltpolitik interessieren.


Happy Hour

Ein frisch gezapftes Guinness in Anlehnung an Samantha Powers irische Wurzeln!


Zu dieser Lebenslage passt das Buch

Das Buch ist aufgrund der behandelten Themen nicht unbedingt leichte Kost (ich sage nur: Genozid, Klimawandel, Ebola). Sich mit einem Gläschen Wein auf die Couch kuscheln und mal richtig entspannen, ist bei diesem Buch also eher nicht angesagt. Powers Werdegang und ihre Erlebnisse sind gleichzeitig aber auch sehr inspirierend und bringen im Ergebnis auch Hoffnung für die Zukunft. Wenn man also mal dringend eine heftige Dosis Inspiration und Motivation braucht, dann ist Samantha Powers Autobiografie genau richtig!


A little Bio never killed nobody

Samantha Power ist Professorin an der Harvard Kennedy School und der Harvard Law School. Von 2009 bis 2013 diente Power im Nationalen Sicherheitsrat als Sonderassistentin des damaligen US-Präsidenten Barack Obama für multilaterale Angelegenheiten und Menschenrechte. Anschließend diente sie von 2013 bis 2017 als US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen und war Mitglied des Kabinetts von Obama. Power begann ihre Karriere als Journalistin und berichtete unter anderem aus Bosnien, dem Kosovo, Ruanda, dem Sudan und Simbabwe. Power's Buch, "A Problem from Hell: America and the Age of Genocide" wurde 2003 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Sie ist auch die Autorin der New York Times-Bestseller Chasing the Flame: One Man's Fight to Save the World (2008) und The Education of an Idealist: A Memoir (2019), das von der New York Times, Washington Post, Economist, NPR und TIME zu einem der besten Bücher des Jahres 2019 gekürt wurde. Im Januar 2021 wurde Power von US-Präsident Joe Biden als Leiterin der U.S. Agency For International Development nominiert.


Dieser Beitrag ist von unserer Gastbloggerin Anne. Das sagt Anne über sich: Meine Lesebegeisterung hat schon als Kind mit den Büchern von Enid Blyton angefangen. Insbesondere die Abenteuer-Reihe und (natürlich) die Hanni und Nanni-Bücher hatten es mir angetan. Ich habe bei jeder Gelegenheit gelesen: im Auto, heimlich abends mit Taschenlampe im Bett oder auch im Restaurant (zur Begeisterung meiner Eltern). In den letzten Jahren bin ich dann leider wegen meines Studiums immer weniger zum lesen von anderen als bloß Lehrbüchern gekommen. Umso mehr freue ich mich, dass mir Boob Books nochmal mehr Motivation & Inspiration zum lesen gegeben hat – und ich habe gemerkt, dass ich es noch genauso sehr liebe wie früher!




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