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"Superbusen" von Paula Irmschler

Aktualisiert: 16. Juni 2020





Worum geht’s?

Superbusen handelt von Gisela, die nach Chemnitz zieht, um Politikwissenschaften zu studieren. Wie das eben manchmal so ist mit Anfang 20,  hat sie irgendwie gerade nicht so den Plan, was in ihrem Leben abgeht und was sie eigentlich will. In Chemnitz trifft sie aber Freundinnen, die ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen und gemeinsam eine Demo nach der anderen besuchen. Faschismus, Sexismus und Fremdenfeindlichkeit sind nichts, was die Freundinnen einfach so hinnehmen wollen und können. Deshalb kriegen sie auch schon mal Hausverbot in einem Club, in dem sie sich gegen sexistische Anmachen von irgendwelchen Vollidioten wehren. Generell sind Giselas Freundinnen eigentlich alles das, was man sich halt als Freundinnen so wünscht. Unterstützend in jeder Lebenslage, lebensbejahend und feministisch. Da überrascht es niemanden, dass die Girls-Gruppe nach einigen Flaschen Wein und Pfeffi auf die Idee kommt, die Band “Superbusen” zu gründen. Und mit dieser gehen sie dann gleich auf Tour. Es zieht die Truppe nach Magdeburg (eigentlich ganz cute), Köln (mainly halt einfach nur Karneval), und nach Berlin (super hip). Auf dem Weg und zwischen den Zeilen erfährt man, was die jungen Frauen eben so beschäftigt: Zukunftsplanung, Menstruation, Abtreibung, Schwangerschaft und Beziehungen, die einfach kein Happy End finden wollen. Und eben ganz wichtig: Wer zur Hölle ist man eigentlich mit Anfang 20 und muss man das schon wissen? 


Während ich das Buch las, wünschte ich mir manchmal einfach zu den Freundinnen ins Tour-Auto einsteigen zu können und einen Pfeffi mit ihnen zu killen - so toll sind sie! Der Freundschaftsroman schafft es trotz aller Alltagskrisen, wichtige Dinge zu thematisieren, wie zum Beispiel die Diskrepanz zwischen Ost und West auch 30 Jahre nach dem Mauerfall. So zieht es die jungen Frauen regelmäßig auf Gegendemos um zu zeigen, dass die Einzigen, die sich aus Sachsen verpieseln sollten, die Nazis sind. 


Rundum einfach ein wundertolles Buch, was einfach richtig Spaß macht und gleichzeitig ordentlich zum Denken anregt. 



Nase zwischen den Seiten: 3 Tage 

Seitenanzahl: 320 

Preis: ca. 20€ (D)

Erschienen am 28.2.2020 im Ullstein Verlag

ISBN: 978-3-546-10001-4



“Es ist immer so eine Sache”, erklärte Mentorin Amanda, mittlerweile leicht angesoffen, uns, die wir lauschten und begeistert in Gedanken Notizen machten. “Mit dem Selbstbewusstsein. Für viele Typen ist man arrogant wenn man nicht bettelt oder lieb fragt.” ('Superbusen' - Paula Irmschler) 


Tipps & Tits

Bei diesem Buch gibt es wenig zu beachten. Man kann eigentlich direkt starten und wenn man ein bisschen Zeit hat, auch einfach das Buch an einem Stück verschlingen. Kleiner Tipp nichtsdestotrotz: Es gibt die eine oder andere schöne Stelle, an die man vielleicht zurück kommen mag, weil sie zum Denken anregt oder einfach so schön ist. Deshalb hab ich mir einfach eine Notiz gemacht und die jeweiligen Seitenzahlen aufgeschrieben. 



Boobscore: 5 von 5 Boobs ( • ) ( • ) ( • ) ( • ) ( • ) 

Es ist einfach eine Fünf! Es muss einfach eine Fünf sein. Paula Irmschler schafft es auf eine solch eindringliche Art und Weise zu schildern, womit sich junge Frauen in Deutschland gerade so rumschlagen müssen. Dazu gehört ein völlig unrealistisches Body Image genauso wie die monatlichen Höllenqualen der Menstruation. Gisela zeigt uns, dass Frauen nicht alles hinnehmen sollten und dass übergriffige Professoren nicht einfach mit ihrem sexistischen Scheiß durchkommen dürfen. Außerdem hat sie mir noch einmal bewiesen, was für ein Game Changer es für junge Mädchen ist, weibliche Vorbilder zu haben mit denen sie sich identifizieren können. Kein Vorbild zu haben, bedeutet nämlich einfach oft, dass man gesellschaftlich nicht stattfindet. Auch, dass Paula Irmschler übers sichere Feierngehen schreibt, spricht mir einfach aus der Seele. Von irgendwelchen Typen komisch angemacht zu werden (im besten Fall) oder einfach angegrabscht zu werden, gehört nämlich zum Party-Alltag für Frauen. Dass diese Dinge nicht nur in der Realität stattfinden, sondern auch in einem Roman wie Superbusen, ist einfach zwingend notwendig. Danke dafür, Paula! 


Literarisches Feuerwerk?

Superbusen ist einfach zu lesen. Ein Tag auf Balkonien und schon ist das Buch fertig. Anspruchsvolle Sätze sucht man in diesem Buch vergeblich. Meiner Meinung nach tut dies dem Buch aber keinen Abbruch - es ist nämlich trotzdem Balm für die Seele. Wer aber auf der Suche nach tiefgründigen, mehrzeiligen Satzbestien ist, der ist vielleicht bei Superbusen nicht so gut aufgehoben. 



Stoff zum Nachdenken 

Ziemlich viel, muss ich sagen. Zusätzlich zu den Boob-Faktor-Themen aber hauptsächlich über Nazis in Deutschland und dafür, dass wir knapp 75 Jahre nach Ende des Hitler-Regimes wieder gegen Fremdenhass auf die Straße gehen müssen. Außerdem über die Diskrepanz von Ost- und Westdeutschland und die Frage, ob wir immer Wessis und Ossis sein werden. 



Bestes Geburtstagsgeschenk für ...

… Studifreundschaften, die man lange nicht mehr gesehen hat und denen man sagen will “Hey wir sehen uns vielleicht nicht so oft, aber war doch einfach eine geile Zeit. Hab dich lieb.”


Happy Hour

Pfeffi und Schokocappuccino. Versteht man spätestens nach dem Buch! 


“Man könnte es auch wichsen nennen, weil das der treffendere Ausdruck ist und weil sich Frauen größtenteils, auch wenn es immer so dargestellt wird, nicht in der Badewanne umgeben von Kerzen und Rosenblättern streicheln, sondern sich oft auch einfach nur einen abrubbeln.” ('Superbusen' - Paula Irmschler)

Zu dieser Lebenslage passt das Buch 

Ich weiß nicht, wie es euch in Zeiten von Corona geht, aber ich vermisse den sozialen Kontakt zu meinen Freundinnen ziemlich doll. In einem Zoom-Meeting Wein zu trinken ist schön, aber einfach nicht das Gleiche wie im realen Leben. Dieses Buch sorgt dafür, dass man sich weniger allein fühlt. Vielleicht kann man das Buch ja in einer Freundesgruppe gemeinsam lesen und sich dann zusammen weniger allein fühlen. 


A little Bio never killed nobody 

Paula Irmschler wurde 1989 in Dresden geboren. Sie selbst arbeitete lange als Garderobiere (merkt man im Buch) und fing in dieser Zeit an, Texte zu schreiben. Mittlerweile ist sie bei einem Satiremagazin als Redakteurin fest eingestellt. Wer nicht nur liest, sondern auch gerne hört, kann sich mal ihren Podcast “Feminismus und Autotune” geben. Mega!



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