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"Normal People" von Sally Rooney

Aktualisiert: 6. Juni 2020



Worum geht’s?

Normal People handelt von Connell und Marianne, zwei - wer hätte das gedacht? - ganz normalen jungen Menschen. Die beiden kommen irgendwo aus dem Westen Irlands, besuchen dieselbe Schule und verlieben sich gegen Ende ihrer Schulzeit hoffnungslos ineinander. Marianne ist zu Highschool-Zeiten eher unbeliebt und unsichtbar. Connell hingegen gehört zu den krassen It-Kids der Schule. Als es die beiden zum Studium ans Trinity College nach Dublin zieht, ändern sich diese Verhältnisse jedoch merklich. How the turn tables …


Während Connell Englische Literatur studiert, widmet sich Marianne den Fächern Geschichte und Politik. Es gibt vieles, was die High School Sweethearts auch noch in Dublin vereint, jedoch auch einiges, was sie vermeintlich trennt. Zum Beispiel sind da die familiären Backgrounds. Während Marianne aus einer wohlhabenden Familie kommt und es sich leisten kann, Kommentare wie “Geld ist doch sowieso nur ein soziales Konstrukt“ fallen zu lassen (tüdelü, ich rieche rich kid), hat es Connell etwas schwerer. Seine Mutter ist als Reinigungskraft bei Mariannes Familie angestellt, weshalb er auf ein Stipendium für sein Studium angewiesen ist. Beide erkennen, dass erwachsen werden gar nicht so eine simple Kiste ist, weshalb sie phasenweise auch getrennte Wege gehen. Trotzdem verlieren sie sich nie ganz aus den Augen und so werden LeserInnen ZeugInnen einer Liebesgeschichte, die sich über mehrere Jahre hinweg entfaltet. 


Sally Rooney lässt uns dank ihres Romans wieder an unverkorkste Romantik glauben. Romantik, die einen nicht zusammenzucken lässt, weil vor dem inneren Auge schon eine schlechte ZDF-Primetime-Schnulze läuft. Eine Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Menschen, die sich so normal anfühlt wie jede andere Liebesgeschichte und doch ist sie ganz anders. Und vielleicht macht sie genau das wiederum ganz normal. 


Gelesen auf: Englisch

Nase zwischen den Seiten: 2 Abende 

Seitenanzahl: 288

Preis: ca. 9,79€ (D)

Erschienen im August 2018 im Faber & Faber Verlag

Erscheint am 17. August 2020 in der deutschen Erstausgabe bei Luchterhand ISBN: 978-0571334650


Tits & Tipps 

Ende März kam übrigens der Trailer zur Verfilmung des Buches heraus. Ein Kommentar auf YouTube war, dass man nach dem Trailer immer noch keine Ahnung hat, worum es geht. Generell ist es vielleicht manchmal schwer zu verstehen, worum es in diesem Buch denn jetzt genau geht oder wo das Ganze hinführen soll. Das ist aber auch das Schöne. Lasst euch einfach treiben und genießt die Zeit, die ihr als BeobachterIn dieser Liebesgeschichte verbringen dürft. 


Boobscore: 2 von 5 Boobs ( • ) ( • )

Butter bei die Fische, Kinner. Das Buch ist immer noch eine Liebesgeschichte und keine feministische Streitschrift. Muss es ja auch gar nicht sein, aber viele wichtige Themen fallen bei so einer Love Story eben doch hintenüber. Trotzdem finde ich, dass Marianne genau die Art von junger Frau ist, die ich mir vielleicht als literarisches Vorbild gewünscht hätte, als ich irgendwo in meinen Teenager-Jahren feststeckte. Selbstbewusstes Handeln von Frauen ist nämlich auch (und besonders) in der Literatur immer noch keine Selbstgängerin. Marianne kümmert sich nicht darum, was ihre KlassenkameradInnen von ihr denken - sie steht einfach über den Dingen. Dass sie mit Anfang zwanzig noch nicht komplett rausgefunden hat, wer sie sein will, macht sie umso sympathischer und es zeigt auch uns, dass es völlig legit ist, manchmal einfach etwas verloren zu sein - gerade als junge Frau in dieser crazy Welt. 


“Generally, I find men are a lot more concerned with limiting the freedoms of women than exercising personal freedom for themselves.“ ('Normal People' - Sally Rooney) 

Literarisches Feuerwerk? 

Definitiv! Auch wenn das Buch nicht wirklich beim Boobscore absahnt, ist es trotzdem ein lesenswertes Stück Literatur. Manchmal liebt man ja so doll, dass man es gar nicht in Worte fassen kann. Rooney kann diese Gefühle so gut in ihren Romanen verarbeiten, dass ich vielleicht beim Verfassen meines nächsten Liebesbriefes ein Rooney-Zitat einfließen lassen werde. 


Stoff zum Nachdenken 

Das Schöne an diesem Roman ist, dass man nicht daraufhin fiebern muss, ob Connell und Marianne nun am Ende zusammenbleiben, wieder zusammenfinden oder irgendwas dazwischen ... Auch wenn manche Menschen vielleicht nicht immer in unserer Nähe sein und bleiben werden, sind sie trotzdem für unsere Entwicklung und unser gegenwärtiges Sein unabdingbar. 


”It feels intellectually unserious to concern himself with fictional people marrying each other. But there it is: literature moves him. One of his professors calls it the pleasure of being touched by great art.“ ('Normal People' - Sally Rooney)  

Perfektes Geburtstagsgeschenk für ...

… alle Menschen, die mal wieder einen herzerwärmenden Roman brauchen. Das Buch ist mit seinen 288 Seiten kein Riesen-Commitment und lässt sich mal eben so weglesen. Außerdem ist es ein klasse Herzpflaster für alle diejenigen, die jemanden Geliebten haben gehen lassen (müssen) und noch nicht ganz die Hoffnung auf eine Reunion aufgeben möchten. 


Happy Hour 

Definitiv frischer Minztee mit Honig.


Zu dieser Lebenslage passt das Buch

Ach, wie gesagt … für frische Heartbreaks. Für Heartbreaks, über die wir vermeintlich lange hinweg sind (wir kennen sie alle). Für frisch Verliebte und eigentlich für alle dazwischen. 


A little Bio never killed nobody

Die 28-jährige Sally Rooney wurde im Westen Irlands geboren und hat in ihrer kurzen Autorinnenkarriere so ziemlich jeden Preis abgeräumt, den man nur abräumen kann. Ein großes Hurra dafür! Verdient! Rooney studierte selbst Englisch am Trinity College in Dublin und schrieb ihr Debüt Unterhaltungen mit Freunden während ihres Masterstudiums. Ihre Romane kommen komplett ohne Anführungszeichen aus da, so Rooney, quasi alles was die Charaktere sagen, ja ein einziges Zitat ist. In einem Guardian-Interview sagte sie, dass sie nicht gut auf Autorität reagiere: „Ich bin grundsätzlich nicht damit einverstanden, Autorität zu akzeptieren, der man nicht in irgendeiner Weise zugestimmt hat.“ Sympathisch! 


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