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"Queenie" von Candice Carty-Williams 




Worum geht’s? 


Queenie ist 25 Jahre alt und lebt in einer der aufregendsten Metropolen Europas: London! Jackpot, könnte man denken. Doch da gibt es so einige Probleme. Zum einen ist da ihr Freund Tom, den sie zwar über alles liebt, mit dem es für sie jedoch schwierig ist, eine stabile und gute Beziehung aufrechtzuerhalten. Zum anderen ist da ihr Job in einer Zeitungsredaktion, der eigentlich ziemlich cool sein könnte, wenn Queenie endlich über die Themen schreiben würde, die ihr wichtig sind. Doch was ist ihr eigentlich wirklich wichtig? 


Als die Beziehung zu Tom ins Wanken gerät, muss sie sich diese Frage immer öfter stellen. Sie zu beantworten fällt wohl keiner Mittzwanzigerin wirklich leicht. Aber Queenie stürzt sie schlicht in eine Quarterlife-Crisis, die zu einer schlechten Entscheidung nach der nächsten führt. Immer mit dabei bei diesem Wild Ride sind die Corgis, ihre engsten Freundinnen, die sie auffangen, wenn Queenie es mal wieder zu weit getrieben hat. 


Der Text wird ab und zu von Chatverläufen der “Corgis”, einer WhatsApp-Gruppe, sowie von Dating-App-Messages und E-Mail-Transkripten unterbrochen. Angesichts der kurzweiligen Erzählweise der Autorin eine nicht nötige, aber unterhaltsame Abwechslung. 


Gelesen auf: Deutsch als Rezensionsexemplar

Nase zwischen den Seiten: 10 Abende

Seitenanzahl: 544

Preis: 22 € (D) 

Erschienen im August 2020 beim Aufbau Verlag 

ISBN: 978-3-351-05086-3


Tipps & Tits

Auch wenn ihr euch am Anfang fragt, wohin die ganze Handlung noch führen soll, lohnt es sich am Buch dranzubleiben. Viele Dinge erschließen sich erst im letzten Drittel des Buches. 


Boobscore: 4 von 5 Boobs ( • ) ( • ) ( • ) ( • ) 

BOOM! Dieses Buch adressiert mega viele und mega wichtige Themen. Queenie hat natürlich mit ihrer Trennung zu kämpfen, die eine richtige Lebenskrise bei ihr lostritt. Auch wenn sich das zunächst nicht krass nach Boob-scorig (Is this a thing?) anhört, ist dies durchaus erwähnenswert. Die Frage: Wer bin ich, wenn ich gerade mal nicht männliche Bestätigung suche, spielt hier eine zentrale Rolle. Immer noch wird Frauen in unserer Gesellschaft vermittelt, dass ihre biologische Uhr tickt und sie sich möglichst fix einen smarten, gutaussehenden Typen angeln sollten. Aber wozu? Macht uns nicht genau dieser Druck kompromissbereiter? Führt er dazu, dass wir es nicht so genau nehmen mit unseren Standards? Sich mit sich selbst und den eigenen Struggles auseinanderzusetzen ist oft ein guter Weg, langfristig stabile Beziehungen mit sich selbst und anderen zu führen. 


In Verbindung hiermit ist ein zentrales Thema des Buches Mental Health. Wir alle haben unser Päckchen zu tragen, jede*r von uns hat mal bessere und mal schlechtere Zeiten - das ist ganz natürlich. Umso wichtiger ist es, gerade in der heutigen leistungsorientierten Gesellschaft, innezuhalten, um zu schauen, ob man selbst “On Track” ist. Sich von einem Job oder einer Beziehung in die nächste zu stürzen, ohne zu wissen, wo die Reise hingeht, ist nicht nur mega anstrengend, sondern eben auch sehr Unsustainable. Dass die Mental Health Struggles für Frauen* nicht die gleichen sind wie für Männer, bildet dieses Buch sehr gut ab. 


In einem der Zitate, die auf dem Buchcover abgebildet sind, steht, dass Queenie eine “schwarze Bridget Jones” ist. Irgendetwas stört mich an dieser Aussage. Vielleicht, weil ich vor gar nicht allzu langer Zeit gemerkt habe, dass meine heiß geliebten Bridget Jones-Filme, gar nicht mal so cool sind. Bridget Jones hat nämlich ungefähr zwei Life Goals, nämlich erstens abzunehmen und zweitens, sich einen Mann zu angeln. Dass das Erreichen dieser beiden Ziele allerdings keinen inneren Buddha in uns hervorruft, sollte aus meiner Rezension hervorgegangen sein. Was ich sagen will ist, dass Bridget Jones verdammt unpolitisch ist und definitv einen Platz in meinem Herzen hatte - in 2012. Im Jahre 2020 treffen wir auf Literatur, wie die von Candice Carty-Williams, die mit Queenie eine Romanheldin geschaffen hat, die auf BLM-Demos geht und eigentlich über feministische Themen schreiben will. Queenie ist keine schwarze Bridget Jones, sondern eben Queenie und das ist gut so! 



Literarisches Feuerwerk?

Hm … Der Schreibstil der Autorin hat mich definitiv nicht vom Hocker gerissen. Teilweise hatte ich Zweifel, ob Passagen sich nicht besser hätten auf Englisch lesen lassen, da die deutsche Übersetzung teilweise stockend schien. Trotzdem ein amüsantes Leseerlebnis! 


Stoff zum Nachdenken

Das Buch hat mir einmal mehr ins Bewusstsein gerufen, dass es völlig in Ordnung ist, “Nein” zu sagen - und das in jeglicher Hinsicht. Man muss nicht auf allen Social Events tanzen. Es ist in Ordnung, seinen Freunden abzusagen - auch über einen längeren Zeitraum hinweg, wenn es sein muss. Es sind deine Freunde, sie sollten und werden Verständnis dafür haben, wenn du eine Pause brauchst. Das, was an erster Stelle stehen sollte, ist deine mentale Gesundheit und erst dann kommt alles andere. 


Bestes Geburtstagsgeschenk für…

… eine gute Freundin! Dieses Buch ist nämlich auch eine Ode an die Freundschaft und Female Empowerment! 


Happy Hour

Gerne mal ein leckeres Hähnchengericht (geht ja auch vegetarisch oder vegan!!).Wenn ihr eure Nase in das Buch haltet und eure Augen ganz fest zumacht, könnt ihr die Aromen und Gewürze, die Queenies Oma zum Kochen benutzt, fast riechen! ;)


Zu dieser Lebenslage passt das Buch

Dieses Buch ist wirklich klasse Urlaubslektüre! Nehmt es mit in den nächsten Wanderurlaub (vielleicht dann als eBook?) oder zum Ausspannen an der See. Auch, wenn teils schwierige Themen behandelt werden fühlt man sich alles andere als heavy, wenn man das Buch beendet hat. 


A little Bio never killed nobody

Candice Carty-Williams wurde 1989 in London geboren. Bis jetzt schrieb Carty-Williams nicht nur ein Buch, sondern auch für die Vogue, den Guardian und die Sunday Times. Mit Queenie gewann sie als erste Woman of Colour den Preis “Buch des Jahres” bei den British Book Awards.  Studiert hat die junge Autorin Medien- und Kommunikationswissenschaften an der University of Sussex, was ihr Interesse für das Verlagswesen weckte. Nach verschiedenen Orientierungspraktika in der Branche wurde Carty-Williams Marketing-Assistentin bei Harper Collins. Ein cooles Portrait der Autorin findet ihr hier





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