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"Die Zukunft der Außenpolitik ist feministisch" von Kristina Lunz



Worum geht’s?

Seit Kurzem hat Deutschland mit Annalena Baerbock zum ersten Mal eine Außenministerin. Soweit ein Punkt auf der “Haben-Seite”, was feministische Außenpolitik angeht. Im Februar 22 greift Russland die Ukraine an und sorgt damit für Krisen auf wirtschaftlicher, politischer, sozialer Ebene und natürlich für katastrophale Zustände, was die Schicksale einzelner Menschen und damit eines ganzen Volkes angeht. Warum dieser Einstieg in eine Buch-Rezension? Weil der Ukraine-Krieg vor allem aufzeigt, warum Kristina Lunz’ Neuerscheinung, “Die Zukunft der Außenpolitik ist Feministisch”, aktueller ist denn je und warum wir dieses Buch und die Vision einer feministischen Außenpolitik brauchen.


Kristina Lunz’ “Die Zukunft der Außenpolitik ist Feministisch” ist ein Mix aus Sachbuch, Manifesto, persönlichen Anekdoten und Kurzbiographien. Das Buch schlüsselt für Leser*innen die Strukturen von Sicherheits- und Außenpolitik auf globaler und nationaler Ebene auf (soweit Sachbuch & Fakten). Danach geht es rein in die Tiefen, warum Außenpolitik feministisch(er) werden muss, warum davon alle letztendlich profitieren, auf welchen Säulen feministische Außenpolitik geschichtlich fußt und worauf sie sich heutzutage ausrichtet: Allem voran die weltweite militäre Abrüstung, ein absolutes Nein zum Besitz und Einsatz jeglicher Atomwaffen, die Besetzung bzw. Das Neudenken strategischer Positionen in internationalen Gremien, Organisationen und Institutionen mit Frauen*, eine enge Zusammenarbeit mit der Zivilbevölkerung - quasi ein Grassroot-Ansatz statt Top-down-Politik. Dazwischen streut Kristina Lunz Definitionen und Auszüge aus Resolutionen der UN ein und lässt spannende Frauen* zu Wort kommen, die auf ganz unterschiedlichen Ebenen an der feministischen Außenpolitik mitwirken.


Dieses Buch zu rezensieren, ist kein einfaches Unterfangen, denn ganzheitliche feministische Außen- und Sicherheitspolitik ist komplex. Kristina Lunz schafft es aber durch die geschickte thematische Staffelung in ihren einzelnen Kapiteln, von der Breite in die Tiefe zu gehen. Dabei wird sie weder belehrend, noch häuft sie zu viele Fakten an und behält sich immer bei, darzustellen, wie jede*r Einzelne einen Teil dazu beitragen kann, die Zukunft der Außenpolitik intersektional-feministisch mitzugestalten.


“[Feministische Außenpolitik] basiert auf Menschenrechten, ist geprägt von Zivilgesellschaft; sie ist transparent, antimilitaristisch und auf Klimagerechtigkeit und Kooperation statt Herrschaft über andere ausgerichtet.” (Kristina Lunz - “Die Zukunft der Außenpolitik ist Feministisch”)

Gelesen auf: Deutsch

Nase zwischen den Seiten: 4 Stunden

Seitenanzahl: 448

Preis: 22,99€ (D)

Erschienen im Februar 2021 beim Econ-Label/Ullstein-Verlag

ISBN: 9783430210539

Tipps & Tits:

Mit Politik kenne ich mich wenig aus, daher habe ich mich anfangs gescheut, mich dem Buch und seiner komplexen Thematik zu nähern. Aber das Buch ist genau für all jene gedacht, die im Alltag sozusagen (jenseits von News) keine beruflichen oder privaten Berührungspunkte oder auch Erfahrungen mit Außenpolitik haben. Mentale Hürden im Kopf runterfahren und einfach drauf einlassen - es lohnt sich total! Ihr geht schlauer aus der Lektüre raus, als ihr eingestiegen seid, so viel sei versprochen.


Boobscore: 5 von 5 Boobs ( • ) ( • ) ( • ) ( • ) ( • )

Wir wollen den Boob Score echt nicht inflationär vergeben, aber auch für dieses Buch sind 5 von 5 Boobs voll angebracht! Kristina Lunz schließt in ihren Ansätzen feministischer Außenpolitik ALLE mit ein, denkt alle mit: Frauen* insgesamt, die LGBTQI*-Community, People of Colour, den globalen Süden, Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung, you name it. Sie geht im Detail darauf ein, warum gerade globale Krisen wie Kriegszustände die Schwächsten der Gesellschaft treffen - meistens eben Frauen* und natürlich Kinder: angefangen von Vergewaltigung als Kriegsstrategie, über Existenzbedrohungen von Familien durch den Klimawandel bis hin zum desaströsen Status, was sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte weltweit angeht. Kristina Lunz verweist auf die mangelnde Sichtbarkeit für eben all diese Probleme, woraus natürlich ein Mangel an konkreten Handlungen auf politischer Ebene entsteht.

Letztendlich geht es aber nicht nur um einzelne Aktionen, es geht Kristina Lunz um einen ganzheitlichen transformativen Wandel zu einer komplett neu gedachten Weltordnung und Weltorganisation, die vor allem darauf fußt: Gleichheit und Friedensschaffung. Im Zentrum steht der Mensch, nicht der Staat, wie das aktuell der Status Quo ist.


“‘Wenn eine Gesellschaft derart ungerechte Tatsachen produziert wie unsere, sollten wir maximal utopische Forderungen stellen - also laut nach einer gerechten Welt rufen. Wenn wir maximal utopisch fordern, dann erreichen wir im ersten oder zweiten Schritt vielleicht ein Ergebnis, auf das wir aufbauen können” (Kristina Lunz - “Die Zukunft der Außenpolitik ist Feministisch”)

Literarisches Feuerwerk?

Ein kompakt geschriebenes Sachbuch, bei dem jeder Satz ins Gewicht fällt, ohne einen zu akademischen oder belehrenden Anspruch zu haben. Irgendwie bin ich immer im Stoff geblieben, auch wenn es sich nicht einfach runterliest.


Stoff zum Nachdenken

Alles. Am besten sucht ihr euch ein oder zwei Kapitel raus, die ich besonders interessieren und lest euch ein bisschen tiefer in die Bereiche ein. Meine persönlichen Favoriten waren die Kapitel zu “Diplomatie - It’s a Man’s World” und “Feministische Globale Gesundheitspolitik”. Die Titel beschreiben schon recht gut, worum es im Einzelnen geht. ;)


Bestes Geburtstagsgeschenk für …

… alle, die sich bislang noch wenig mit Außen- und Sicherheitspolitik beschäftigt haben. Der Einstieg über dieses Buch lohnt sich, da wahrscheinlich alle erkennen werden, wo sie heute schon mit Außenpolitik zu tun hatten, sei es im eigenen Aktivismus, im Engagement oder eben in der Arbeit.


Happy Hour

Vielleicht einfach nur ein Glas Wasser, um beim Lesen schön hydriert und konzentriert zu bleiben.


Zu dieser Lebenslage passt das Buch

Eigentlich zu jeder, aber aktuell ist ein echt guter Zeitpunkt, auch wenn der Ukraine-Krieg als Anlass ein schlimmer ist. Nichtsdestotrotz - to end on a positive note: Mit der Bundesregierung aus SPD, Grüne und FDP und Annalena Baerbock als Chef-Diplomatin hat sich Deutschland erstmals offiziell zur Umsetzung einer feministischen Außenpolitik bekannt. Was daraus wird, wird die Zukunft sehen lassen.


A little Bio never killed nobody

Kristina Lunz studierte Global Governance and Diplomacy am University College London und an der Universität Oxford. Vor 4 Jahren begründete sie das Centre for Feminist Foreign Policy (CFFP) mit, das sich als Thinktank und Beratungsinstitution für die Umsetzung der Forderungen feministischer Außenpolitik einsetzt. Bekanntheit erlangte sie durch die Kampagnen “Nein heißt Nein”, die sich erfolgreich für eine Änderung des Sexualstrafrechts in Deutschland aussprach und "Stop Bild Sexism" sowie ihren Einsatz für feministische Außenpolitik.


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